Probe zwischen den Welten – Staatsoperette Dresden

Als wir nach Dresden fuhren, wusste ich noch nicht, dass ich ausbrechen würde. Normalerweise ist es mein Job, Idealmomente einzufangen, ein gelungenes „Als ob“ zu inszenieren und rüberzubringen. Wir alle tun eine Menge, um solche Momente gelingen zu lassen. Nicht in Dresden. Ich musste wirklich erstmal loslassen. Mit Christian von torius Berlin bin ich nach Dresden gefahren, um für Sennheiser Magic-Momente einzufangen: Stimmungen bei der großen Klavierhauptprobe an der Staatsoperette Dresden. (Brechts Dreigroschenoper!) Nur nebenbei geht es um Produkte, um digitale Funktechnik und Mikrofone – im Kern geht‘s um die Atmosphäre vor Ort, wenn alle arbeiten können, weil die Technik einfach läuft.

Und plötzlich bist du in der Theaterwelt. Es ist 10.30 Uhr. Stehst staunend vor der Bühne, schlüpfst dann hinter die Bühne, in die Maske, zum Chor, zu den Darstellern, die auf ihren Einsatz warten. Licht an, Licht aus. Mal Baulicht, mal Bühnenillumination. Halbnackte Darsteller laufen über die Flure. Wir fangen an, ich fokussiere noch voll auf die Produkte, Christian flitzt mit den Speicherkarten zum Rechner, sichtet, raunt mir zu: „Weniger Produkte, mehr Reportage!“.

Die Stimmung hinter der Bühne pendelt zwischen maximaler Anspannung und professioneller Langeweile. Ich kann mich komplett frei bewegen, Christian meldet sich per Funk, wenn an anderen Orten Motive warten, schirmt mich ansonsten ab. Plötzlich ist es 22 Uhr. Ich habe von der ersten Maske bis zum Abwurf der Mikro-Technik durchfotografiert. Es war wie ein Rausch. Ich musste Momente nicht inszenieren, sorgsam vorbereiten, ich musste sie einfangen. Bereit sein. Mit schnellen Wechseln in Licht und Situation umgehen. Selten haben wir so viele Motive in so kurzer Zeit eingesammelt. Ich sehe an Christians Augen, dass er sich so gut fühlt wie ich. Für mich war es eines der schönsten beruflichen Erlebnisse bislang. Frei arbeiten, Atmosphäre einfangen, Licht nicht bauen, sondern nutzen, was da ist: Großartig. Außergewöhnlich. Dass wir nach 12 Stunden dann noch auf die Autobahn einbiegen und 400 Kilometer nach Hause fahren – ist plötzlich nicht anstrengend, sondern eine exzellente Art, runterzukommen. Sacken lassen.

Assistenz und Text Christian Kolletzki (torius)